Daten sind unsere Leidenschaft!

Interview zur Digitalen Revolution

Cornelia Jander, Business Development Managerin, enterpriser GmbH, befragte den Top-Manager und Strategen des enterpriser Verbundes Jürgen Samuel.

In nur 5 Tagen schaffe ich es über Facebook, Twitter und Co. ca. 5 Millionen Nutzer zu erreichen. Wir haben 75 Jahre gebraucht damit 5 Millionen Anwender das Telefon nutzen. Welch‘ ein gigantischer Wandel!

Cornelia Jander: Digitalisierung (digitale Transformation) wird in wirtschaftlicher Hinsicht und auch für die gesamte Gesellschaft als „Digitale Revolution“ bezeichnet. Ist dieser Quantensprung einzigartig in der Geschichte?

Jürgen Samuel: Fakt ist, dass sich der Wandel beschleunigt. Das Moor´sche Gesetz beschreibt über die letzten 50 Jahre die Beschleunigung ziemlich genau durch die Verdopplung der Transistorendichte alle 18 Monate. Selbst wenn nun die Beschleunigung etwas geringer ausfällt, weil wir an die Grenzen der Physik stoßen, befinden wir uns auf der zweiten „Hälfte des Schachbretts“:

Die Legende besagt, dass der Erfinder des Schachspiels als Belohnung, die Befüllung des Schachbretts mit Weizenkörnern gefordert haben soll. Ein Korn auf dem ersten Feld, zwei Körner auf dem zweiten, vier Körner auf dem dritten usw. also 264-1. Der exponentielle Anstieg führt auf dem 64sten Feld zu einer Menge, die ca. dem 1.500-fachen der weltweiten Ernte beträgt!

Spannend bei dieser Metapher ist, dass der Anstieg auf der ersten Hälfte des Schachbretts moderat ausfällt, da die Veränderungen noch vorstellbar und vor allem managebar sind. Auf der zweiten Hälfte sind dann Wachstumsraten zu beobachten, die alle gängigen Dimensionen sprengen!

Cornelia Jander: Digitalisierung in Deutschland. Was bedeutet das für uns? Geht das nicht alles viel zu schnell?

Jürgen Samuel: Auf der zweiten Hälfte des Schachbretts ist die Devise: Up or out. Wer sich nicht schnell genug weiterentwickelt, verliert. Ohne jeden Zweifel! Ohne jeden Ausweg!

Disruption beschreibt laut Harvard Professor Clayton Christensen einen Prozess, bei dem ein meist kleineres Unternehmen, mit weniger Ressourcen, etablierte Unternehmen erfolgreich herausfordert.

  • Die etablierten Unternehmen versuchen ihre Marktposition zu verteidigen, indem sie ihre profitabelsten und anspruchsvollsten Kunden mit ständig verbesserten Produkten und Dienstleistungen versorgen.

  • Bisher haben alle Plattformdisruptionen außerhalb von Deutschland stattgefunden und es waren auch keine deutschen Unternehmen daran beteiligt.

Cornelia Jander: Was bedeutet eigentlich der viel zitierte Begriff „Disruption“ für die Unternehmen?

Jürgen Samuel: Disruption sind völlig neue Lösungsansätze, die mit deutlich weniger Mitteln zu signifikant besseren Resultaten führen. Dabei ist es wichtig, dass eine disruptive Idee nicht eine simple Weiterentwicklung eines Produktes ist, sondern sie stellt eine komplette Neuentwicklung mit ganz neuen Ansätzen dar – Revolution statt Evolution, lautet hier das Motto.

Wie sieht es nun aus mit den Investitionen in Deutschland? Wenn man die globalen Venture Capital Investitionen des vergangenen Jahres betrachtet sieht man deutlich, dass von weltweit 150 Milliarden US-Dollar 44 Prozent in den USA und 40 Prozent in Asien – überwiegend in China – investiert wurden. Europa hatte einen Anteil von sieben Prozent und Deutschland weniger als zwei Prozent. Darüber hinaus wurden von den „big five“ Tech-Unternehmen – Apple, Amazon, Alphabet (Google), Facebook und Microsoft – jeweils zweistellige Milliardenbeträge in neue Technologien investiert.

Cornelia Jander: Wie steht Deutschland im Vergleich zu den anderen Nationen da?

Jürgen Samuel: Deutschland hat durch den Mittelstand eine starke wirtschaftliche Infrastruktur. Gleichzeitig bemerke ich, wie Digitalisierung den deutschen Mittelstand überfordert. Im Mittelstand gewinnt oder verliert Deutschland das Spiel. Im Moment sind wir im Rückstand.

Ich baue auf eine sich neu entfaltende, unternehmerische Kreativität. Alles was wir dazu beitragen können, schieben wir an. Etwa mit der „DIGITALliance“. Die DIGITALliance, ist unter dem Dach der enterpriser GmbH, eine Gruppe von Unternehmen, die sich in einer einzigartigen Verbindung aus Commitment, Erfahrung und Expertise zusammengeschlossen haben. Ziel ist es, die Kunden mit richtungsweisenden IT-Services und Lösungen passgenau auf deren Reise in die digitale Zukunft zu begleiten. Und das pragmatisch, schnell und kostenattraktiv!

Was Deutschland braucht, ist ein massives digitales Förderprogramm mit Fokus auf schnell wirkende Maßnahmen.

Cornelia Jander: Die digitale Infrastruktur muss ausgebaut werden. Unterstützt die Politik hier die Unternehmen?

Jürgen Samuel: Es geht nicht nur um die digitale Infrastruktur, sondern um Verstehen und lösungsorientiertes Handeln in der digitalen Welt. Das benötigt anwendungsorientierte Ausbildung. Hier muss die Politik ansetzen.

Nur wird uns die Politik nicht führen. Die Wirtschaft sollte die Wege zum Ziel aufzeigen. Dies geht jedoch nicht durch einzelne Unternehmen, sondern nur im Verbund. Nur effektive und effiziente Kooperation kann es richten. Auch wenn politische Harmoniebestrebungen den Zeitgeist bestimmen, sind und bleiben sie ein Irrweg.

Die meisten in Deutschland initiierten Industrie 4.0 Projekte sind nur darauf ausgerichtet, bestehende Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Werden beispielsweise statt einer Anlage Betriebslaufzeiten verkauft und das System mit vorausschauender Wartung optimiert, ist das richtig und wichtig, aber noch lange kein disruptives Geschäftsmodell.

Cornelia Jander: Industrie 4.0 – Synchron mit den Anforderungen der Digitalisierung?

Jürgen Samuel: Industrie 4.0 und Digitalisierung sind Schlagwörter und daher bleibt eine mögliche Antwort auf die Frage eher allgemein. Was ich allerdings anmerke ist, dass zu jedem Produkt immer der Produkt-Lebenszyklus gehört und der Produkt-Lebenszyklus immer mehrere „Kundenerfahrungen“ darstellt. Den Unternehmer bei der Erschaffung der Vision, den Produktmanager bei der Planung und Budgetierung, den Produktentwickler bei der Schaffung des Produkts, die Produktionsspezialisten bei der Skalierung des Produktes in der Produktion, Marketing und Vertrieb beim Verkauf des Produktes und den Benutzer beim Gebrauch des Produktes.

Jede dieser Stufen im Lebenszyklus eines Produktes wird „digitaler”. Dort wo jedoch der Mensch im Produkt-Lebenszyklus mit dem Produkt interagiert, dort zählt, wie gut, wie komfortabel, wie „cool“ das Ganze ist. Wo diese Einstellung am Start ist, werden wir gewinnende Prozesse und Produkte durch Digitalisierung erleben. Das ist dann Industrie 4.0.

Digitalisierung wird jeden massiv betreffen. Es ist davon auszugehen, dass durch die Digitalisierung in Verbindung mit künstlicher Intelligenz, etwa die Hälfte der heutigen Tätigkeiten wegfallen werden. Durch neue Technologien, die neue Produkte und Dienstleistungen und damit auch neue Berufe hervorbringen, werden neue Arbeitsplätze entstehen. Zudem werden durch die Digitalisierung auch Arbeitsplätze gesichert, da in vielen Branchen Effizienzgewinne durch eine stärkere Automatisierung dazu beitragen, Produkte und Dienstleistungen günstiger zu machen und so die Nachfrage nach ihnen zu erhöhen.

Cornelia Jander: Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt aus? Eine neue Chance für den Arbeitnehmer, der keine Angst vor Veränderung hat?

Jürgen Samuel: Wie schon gesagt: Up or out. Dabei bedeutet „up“ sowohl die Weiterentwicklung von technischen Skills als auch von Skills in der Zusammenarbeit. Provokativ formuliert: Es geht um die Anwendung von „digitalen und menschlichen Technologien“. Das erfordert bei der Erschließung dieser neuen Bereiche dann Ausbildung und Lernen in anwendungsorientierten Trainings und die Offenheit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, gemeinsam zu neuen Ufern aufzubrechen.

Cornelia Jander: Der CIO ist der Verantwortliche für die IT. Hat er ab sofort im Rahmen der Digitalisierung eine neue Rolle im Unternehmen?

Jürgen Samuel: Der CIO allein wird es nicht richten. Es geht um die Interaktion von alten mit neuen Technologien. Um die Zusammenarbeit von Mitarbeitern der Fach- und IT-Abteilungen. Es geht um die Zusammenarbeit von Mitarbeitern, die innovieren wollen, und denen, die Bedenken haben. Es geht um das Management dieser komplexen Situation.

Cornelia Jander: Künstliche Intelligenz (KI) und Roboter – ein Schritt nach dem anderen. Gibt es neue Strategien, KI und Mensch optimal zusammenarbeiten zu lassen?

Jürgen Samuel: Noch wichtiger als die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine ist die Zusammenarbeit der Menschen miteinander. Dabei geht es meiner Ansicht nach um die Beständigkeit von Werten.

Für mich sind die vier Wichtigsten:

  1. Mut zu Visionen – dabei ist eine Vision „a dream with a deadline“

  2. Verantwortung für Ergebnisse und den Weg dahin

  3. Vertrauen in wahrhaftige Zusammenarbeit

  4. Willen die Zukunft mitzugestalten

Dann ist natürlich auch die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine relevant. Hier gibt es bereits viele KI-basierte Ansätze, um auch diese Schnittstelle „menschlicher“ zu machen: Spracheingabe, Chatbots, etc.

Cornelia Jander: Es hört sich hier nach Gestaltung von Neuem an, nicht nach Reorganisation oder Anpassung. Wie gehe ich als mittelständisches Unternehmen idealerweise vor?

Jürgen Samuel: Digitalisierung ist ein Interaktions-Dschungel: Bewährte mit neuer Technologie, Leistungsträger und Newcomer und das Management des sich beschleunigenden Wandels. Mittelständige Unternehmen sollten mit Beratern zusammenarbeiten, die einen ganzheitlichen Ansatz vertreten und Hilfe zur Selbsthilfe bieten.

Cornelia Jander: Alles Neue fordert den Menschen heraus, sich zu verändern, um dann das Unternehmen zu verändern. Als erfahrener CEO: Was kann anderen Führungskräften geraten werden?

Jürgen Samuel: Neue Lösungen erfordern Innovation, Kompetenz, Zusammenarbeit und den Willen zu gestalten. Gleichzeitig bedeutet Neues aber auch eine Drucksituation.

Unter Druck

  • schlägt „Tradition“ „Innovation“
  • geht „Aktionismus“ vor „Kompetenz“
  • überwiegt „Rivalität“ anstelle von „Kooperation“
  • wird „Ertragen“ bevorzugt vor „Gestalten“

Ein echtes Management Dilemma!

Der CEO benötigt nun „Trotzdem-Leute“, die auch unter Druck innovieren, kompetent agieren, echt zusammenarbeiten und gestalten. Leider gibt es viel zu wenige davon und zukünftig benötigen wir aufgrund des sich beschleunigenden Wandels sicherlich noch erheblich mehr. Die gute Nachricht ist: Menschen können zu „Trotzdem- Leuten“ ausgebildet werden. Daran arbeite ich mit einigen Kollegen der DIGITALliance.

Cornelia Jander: Als DIGITALliance sind wir IT-Dienstleister, Partner für Digitalisierung, agile Führungsmethoden und Coaching. Warum sind wir der optimale Partner für die Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung?

Jürgen Samuel: Erfolgreiche Digitalisierung im Unternehmen benötigt das koordinierte Zusammenspiel von fünf Stoßrichtungen:

  1. Die Richtungs-Entscheidung (in Bezug auf das Geschäftsmodell)

  2. Die Technologie-Entscheidung

  3. Verhaltens- und Kulturwandel

  4. Agile Führung

  5. Die erfolgreiche Umsetzung

Mit Spezial-Knowhow in jeweils einem Bereich und der Zusammenarbeit im Verbund gemeinsam, bieten die kooperierenden Unternehmen der „DIGITALliance“ ganzheitliche Lösungen, um im Digitalisierungs-Dschungel erfolgreich zu navigieren.

 

Jürgen Samuel
ist Diplom Mathematiker und Master of Sciencein Management (Massachusetts Institute of Technology). Nach langjähriger Erfahrung in der Software-Industrie bei Siemens/Nixdorf hat er sich auf Business Transformationen spezialisiert und diese als Geschäftsführer von Oracle Deutschland, Sony Deutschland und als CEO von sicap AG (Tochterunternehmen von Swisscom) sowie iQuest erfolgreich umgesetzt. Jürgen Samuel ist Mitbegründer der enterpriser GmbH.

 

Das könnte Sie auch interessieren

Bleiben Sie informiert:

its-people hilft Ihnen...

Weitere Blogthemen: