Teil 6, Von der Inflation der Komplexität
Bjarne Stroustrup sagte einmal, Ich habe mir immer gewünscht, dass mein Computer so leicht zu bedienen ist wie mein Telefon. Mein Wunsch ging in Erfüllung: Mein Telefon kann ich jetzt auch nicht mehr bedienen.
Egal welches Technologieprodukt Sie betrachten, sie haben alle gemeinsam, dass deren Komplexität extrem zunahm. Dieses explosionsartige Wachstum der Komplexität mit inflationären Ausmaßen stellt in meinen Augen die größte Herausforderung dar. Heute wie in der nahen Zukunft.
Denn damit einher wächst auch die kaum noch zu beherrschende Komplexität der Prozesse in allen Bereichen der Industrie. Von der Planung, Entwicklung bis hin zur Produktion. Das daraus resultierende Spannungsfeld aus möglichst stabilen Prozessen im Design, in der Fertigung und anderswo auf der einen Seite, kombiniert mit einer hohen und variantenreichen Produktvielfalt mit intelligenten Funktionen auf der anderen Seite, konnte bislang mithilfe von embedded Softwarekomponenten geschickt gelöst werden.
Unternehmen, welche diese Disziplin am geschicktesten verstehen, sind in der Regel heute auch in ihrem Marktsegment führend. Dieser Vorsprung wird aber nicht ewig halten. Jedoch könnten die Erfahrungen aus der Integration der embedded Welt in die Produkte von Nutzen für die anstehenden Aufgaben sein. Konkret heißt das, die Geschäftsmodelle, Verfahren, Prozesse und Skills auf vernetzte, intelligente Systeme auszurichten. Ein sinnvolles Mehr an Nutzen für Kunden aufzuzeigen beziehungsweise anzubieten, welches sicherlich eine weitergehende Integration von Software in alle Produktarten zur Folge hätte.
Vielleicht liegt die Lösung darin, die Komplexität in den Griff zu bekommen und gleichermaßen intelligente Lösungen zu realisieren bei denen letztlich die Information der zentrale Aspekt ist. Vielleicht wäre es dann auch möglich, selbst komplexeste Prozesse so einfach ablaufen zu lassen, dass es keiner Interaktion durch den Menschen benötigen würde. Produkte wären dann nicht nur außergewöhnlich gut und qualitativ hochwertig, sondern einfach genial. Das könnte man dann sogar wörtlich nehmen.
Rasante Veränderung von Berufsbildern
Viele Mitarbeiter in Industriebetrieben bringen den Aufbruch in das I 4.0-Zeitalter mit umfassenden Veränderungen am Arbeitsplatz in Verbindung. Zentrales Thema hierbei sind die neuen Anforderungen an die Mitarbeiter selbst. So wurde über die verschiedenen Evolutionsstufen in der Industrie zum Beispiel aus dem Schlosser ein Industriemechaniker und letztlich ein Mechatroniker in Industrie 3.0. Auch das Berufsbild des Mechatronikers verändert sich aktuell in einem rasanten Tempo. Die neue Berufsbezeichnung ist im Übrigen noch nicht gefunden. Dieser Effekt gilt durchweg in allen Bereichen.
Neue Mitarbeiter werden zukünftig nicht einfach und schnell in die Produktionsprozesse einzusetzen sein. Es gibt zwar die Anforderungen an Industrie 4.0, dass die zukünftigen Systeme durch hohe Usability quasi ohne Einarbeitungszeit zu bedienen seien, jedoch ist meiner Meinung nach die Schlussfolgerung hohe Usability garantiert kurze oder keine Einarbeitung zu kurz gesprungen. Es zeigt sich in der Praxis, dass moderne Systeme, welche über Touchpads oder per Sprache gesteuert werden, oft an die betreffende Person angepasst und individualisiert werden müssen. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass der neue Mitarbeiter sich auch in die nun wesentlich komplexeren Prozesse aufgrund der Tiefenintegration mit anderen Systemen einarbeiten muss. Er muss das Zusammenwirken der Systeme verstehen, damit er etwaige Konsequenzen auf Basis seiner Steuerung vor Abgabe der Befehle richtig bewerten kann.
Was weiß man heute schon über die zukünftigen Mitarbeiteranforderungen?
Ehrlich gesagt sind hier noch nicht alle Bedürfnisse bekannt. Sicher ist jedoch, dass IT-Kenntnisse sowie Fertigkeiten im Rahmen der Systemprogrammierung und -konfiguration zunehmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Disziplin in jedem Berufsbild der Industrie Einzug halten wird, wenn dies nicht bereits schon geschehen ist.
Dies wiederum wirkt sich auch auf das Berufsbild des Informatikers aus. Er wird sich noch stärker mit den Begriffen Komplexität und Information beschäftigen müssen. Seine Rolle wird sich vom ehemaligen Programmierer zum Informationsmanager wandeln. Ansätze hierzu sind bereits heute klar erkennbar.
Und was heißt das ganze nun für das Thema Datensicherheit? Darüber berichte ich im nächsten Teil dieser losen Serie.
Fortsetzung folgt.