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Disposition in volatilen Märkten – wie begegnen wir dieser Herausfordung?

Die in heutigen IT-Systemen angewendeten Regeln für die Disposition wurden in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt, in den 60igern codiert, seit den 70igern aktiv verbreitet und bis heute nicht mehr wesentlich angepasst.

Diese Regeln basieren darauf, dass entweder aus dem Verbrauchsverhalten in der Vergangenheit der Bedarf in der Zukunft vorhergesagt werden kann oder die Beschaffung erst dann organisiert zu werden braucht, wenn der Kundenauftrag im Hause ist. Ersatzweise wird anstelle des Kundenauftrags aus der Jahresplanung ein Planauftrag abgeleitet.

Die Anforderungen an die Disposition haben sich mit der Entwicklung der Märkte hin zu kürzeren Produktlebenszyklen und höherer Variantenvielfalt geändert. Es ist wichtiger, das „richtige“ Material in ausreichender Menge verfügbar zu haben (um Marktchancen wahrnehmen zu können) als die Bestände zu minimieren (um Kapitalbindung und Lagerkosten zu minimieren).

Beim Einsatz der klassischen Dispositionsverfahren führt die Entwicklung aber zu folgenden Sachverhalten:

  • Hohe Bestände (zu viel von dem, was nicht gebraucht wird + zu viel von dem, was prognostiziert wurde)
  • Häufige und andauernde Unterbestände (zu wenig von dem, was der Markt verlangt)
  • Hohe Kosten für Eilaufträge und Lagerung/Abwertung/Vernichtung von Überbeständen

Mit den folgenden Handlungsmaximen in der Disposition kann den Herausforderungen begegnet werden (Quelle: Demand Driven Institute):

  1. Kaufe/Produziere nur, was mit hinreichender Sicherheit innerhalb der Wiederbeschaffungs- bzw. Produktionsdurchlaufzeit auch verkauft bzw. verbraucht werden wird = unnütze Bestände vermeiden
  2. Entkopple Wiederbeschaffungszeiten von Komponenten und Produktionsdurchlaufzeiten = systembedingte „Nervosität“ vermeiden
  3. Lege Steuerungspunkte fest: z.B. Kapazitätsengpässe, Leitteile, instabile Prozesse = Unvorhergesehenes vermeiden
  4. Lege Puffer (Bestände, Zeit, Kapazität) zur Entkoppelung und Steuerung fest = Planbarkeit durch „Abfedern“ verbessern
  5. Miss nach/werte aus: Zuverlässigkeit, Stabilität und Durchfluss = ständig optimieren

Praxisbeispiel: kommunale Medienversorgung (Strom, Gas, Wasser, Breitband)

Für die Disposition sind folgende Sachverhalte wichtig:

  • Neubauprojekte sind langfristig planbar; Details des Materialbedarfs werden aber erst im Laufe der Projektdurchführung festgelegt; teilweise ist Bedarf erst nach Öffnen der Straße erkennbar, dann steht Verfügbarkeit unter Zeitdruck
  • Instandhaltung von Anlagen ist planbar; Stücklisten sind bekannt; Materialbedarf ist planbar
  • Reparaturen sind nicht planbar; Stücklisten sind bekannt; Materialbedarf erst nach Zugang zur Anlage erkennbar, dann steht Verfügbarkeit unter Zeitdruck

Herausforderung: Information über Material, Mengen und Termine sofort bei Entstehung nutzen, Informationsdefizite bewerten

  • Beim Anlegen eines Projekts mitgegebene Information hinsichtlich Art der Leistungen und Dimensionen nur insoweit in Reservierungen umsetzen, als bereits Sicherheit über deren Bedarf besteht
  • Bei Teilen mit langen Lieferzeiten, die demnächst unterschritten werden: Risiko bewerten und Reservierungen entsprechend absetzen
  • Sobald mehr Angaben über das Projekt zur Verfügung stehen, die bestehenden Reservierungen anpassen

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